Der Krefelder Flachsmarkt ist seit über 40 Jahren ein Publikumsmagnet. Mehrere zehntausend Besucher bummeln alljährlich zu Pfingsten durch die Budengassen rund um Burg Linn. Doch was war nochmal der Flachsmarkt? Und was genau ist eigentlich „Flachs“? Das wissen nur wenige. Erst das Synonym „Leinen“ sorgt für Klarheit: Das ist doch der Stoff, der sich im Sommer herrlich leicht trägt und so edel knittert. Genau. „Doch bevor ein Leinenfaden entsteht, muss der Flachs in einem aufwändigen Prozess bearbeitet werden“, erläutert Erna Evers. Genau das demonstriert die Niederländerin von Samstag, 8., bis Montag, 10. Juni, erstmals auf dem Flachsmarkt.
Moderne Technik werden die Besucher am Stand von Erna Evers übrigens vergeblich suchen. Die Werkzeuge, die die ehemalige Beamtin zur Ausübung ihres Handwerks nutzt, sind allesamt älter als 100 Jahre und wurden in dieser Form schon vor Generationen für die Flachsverarbeitung eingesetzt. Ihr Anliegen: Den Flachs möglichst originalgetreu so zu verarbeiten, wie es früher beispielsweise auf Bauernhöfen gang und gäbe war.
Ihr Ausgangsprodukt ist der geriffelte Flachs. „Das bedeutet, dass die Samenkapseln bereits vom Stängel der Pflanze abgestreift wurden“, erläutert Erna Evers. Dieser wird zunächst gebrochen, um durch Entfernung des „Holzes“ an die wertvollen Fasern zu gelangen. Es folgt das Schwingen, durch das Strohhalme und kurze Fasern entfernt werden. Danach wird der Flachs durch eiserne Kämme gehechelt. „Erst nach diesem Prozess sind die Fasern so bearbeitet, dass sie zu einem Faden gesponnen werden können“, erklärt die 69-Jährige, die sich nach ihrem Renteneintritt vor rund zehn Jahren insbesondere auf die Verarbeitung vom Flachsbruch bis zum Spinnen und Weben spezialisiert hat. Das Interesse an Flachsverarbeitung und am Flachsspinnen wurde bei Erna Evers schon als junges Mädchen geweckt. Damals allerdings eher auf spielerische Weise. „Mein Vater war Schreiner und baute für mich ein Spinnrad“, erinnert sich die ehemalige Beamtin aus Zelhem (nördlich von Doetinchem). Doch aus dem „Spielzeug“ von einst entwickelte sich ein leidenschaftliches Hobby. „Ich spinne seit mehr als 40 Jahren und habe viele Fasern ausprobiert und gesponnen“, sagt Evers. Aber der Flachs interessiert sie ganz besonders. Weil das Naturprodukt es ermögliche, denn kompletten Verarbeitungsprozess – vom Anbau bis zum fertigen Tuch – selbst auszuführen, so die Niederländerin. Deshalb habe sie den Flachs auch kurzerhand im eigenen Gemüsegarten angepflanzt.