Ausgerechnet der Auftrag, Dokumente und Fotos mittels Digitalisierung für die Zukunft zu sichern, hat Matthias Weikamm auf eine Zeitreise in die Vergangenheit geschickt. Vor allem die Technik, mit der vor rund 150 Jahren Personen der Zeitgeschichte für die Nachwelt festgehalten wurden, hat den Kölner nachhaltig fasziniert. So sehr, dass er das historische Lichtbildverfahren aus der Mitte 19. Jahrhundert wieder aufleben ließ, um selbst nach dieser Praxis Aufnahmen anzufertigen. Was es früher brauchte, bis man endlich ein Foto in Händen hielt, zeigt und erläutert der 52-Jährige von Samstag, 27., bis Montag, 29. Mai, auf dem Flachsmarkt.
Zum Einsatz kommt dabei eine historische Plattenkamera. Die Flachsmarkt-Besucher werden Zeuge, wie aufwändig und zeitintensiv Fotografieren Mitte des 19. Jahrhunderts war. Unmittelbar vor der Aufnahme werden lichtempfindliche Aufnahmeplatten aus Glas- oder Aluminium gefertigt, noch im nassen Zustand belichtet und anschließend entwickelt. „Besonders bei Porträtaufnahmen entstehen auf diese Weise ausdrucksstarke und intensive Bilder“, so Weikamm. Und: Alle Fotografien seien Unikate und nicht reproduzierbar. Kaum vorstellbar in Zeiten, in denen nahezu jeder für ein schnelles Foto das Smartphone zückt und Motive damit unendlich nachgebildet werden können.
Auf dem traditionellen Handwerkermarkt rund um Burg Linn zeigt Matthias Weikamm die Nassplattenfotografie sowie eigene künstlerische Arbeiten. Interessierte können ihm dabei bei jedem einzelnen Arbeitsschritt über die Schulter schauen. Wer mag, erhält zudem die Gelegenheit, sich mittels dieser historischen Fototechnik porträtieren zu lassen.
Was einst aus Interesse und als Ausgleich zur zunehmend digitalen Arbeit begann, erweitert mittlerweile das berufliche Tätigkeitsspektrum von Weikamm. Der Kölner hat sich auf historische Fotografie und Edeldruckverfahren spezialisiert, bietet in diesem Segment zudem auch Workshops und Portrait-Fotoshootings an.