Was heute als Kunsthandwerk bewundert wird, ist in früheren Zeiten oft aus einer Notwendigkeit des täglichen Lebens entstanden. Das gilt auch für Patchwork-Arbeiten. Nichts anderes als „Flickwerk“ und damit sinnvolle Resteverwertung angesichts knapper Ressourcen steckt dahinter. Die Technik wurde bereits in vorchristlicher Zeit im Orient entwickelt; Kreuzfahrer, die so robuste Unterkleidung für ihre Rüstungen gefertigt haben sollen, brachten es zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert nach Europa. Wie kunstvoll und kreativ bunte Stoff-, Filz- oder Lederstücke verarbeitet werden können, zeigt Sabine Bettermann von Samstag, 8., bis Montag, 10. Juni, erstmals auf dem Krefelder Flachsmarkt.
Man muss schon zwei Mal hinschauen: Was auf dem Foto wie ein ganz normales Bücherregal ausschaut, ist nur eine Illusion. Denn auf einer Größe von 150 x 75 Zentimetern hat die Langenfelder Patchwork-Gestalterin unzählige „Stoffflicken“ so geschickt und detailgetreu komponiert, dass der Eindruck entstanden ist, man betrachte ein Bücherregal. Die genähten Schmökergestelle – im Standardmaß von 75 x 75 Zentimetern, auf Wunsch auch in jeder anderen Größe – präsentiert Sabine Bettermann den Flachsmarktbesuchern ebenso wie ein umfangreiches Sortiment an Tagesdecken, Wandbehängen und Kissenbezügen, Taschen, Topflappen und kleinen Dekorationsartikeln. Außerdem lässt sie sich beim Patchworken über die Schulter schauen. Die Technik, die von den amerikanischen Siedlerinnen maßgeblich weiterentwickelt wurde, besteht im Wesentlichen aus drei Schritten: Zunächst werden Stoffe zerschnitten und nach einem zuvor entworfenen Muster wieder zusammengenäht. Als Rückseite dient ein passender Stoff, dazwischen liegt ein spezielles Vlies. Zum Schluss wird durch alle drei Schichten genäht. „Die Zusammenstellung der Stoffe und Farben ist für mich das Interessante und bisweilen Schwierige, das Nähen gehört dazu“, erläutert die Textilkünstlerin, die viel Wert auf gute Qualität legt. Deshalb verwendet sie für ihre Arbeiten ausschließlich hochwertige Baumwolle.
Bei einem Urlaub in Holland kam die studierte Mathematikerin erstmals mit Patchworkstoffen und -arbeiten in Berührung. Damals sprang der Funke sofort über. Wieder in den heimischen vier Wänden hat Sabine Bettermann die Küche zur Nähstube umfunktioniert. „Das musste natürlich zum Kochen und Essen alles wieder weggeräumt werden“, erinnert sich Bettermann an die Anfänge. Schnell hatte sie sich ein eigenes kleines Nähzimmer eingerichtet, viele Bücher gelesen und Kurse belegt. Das war vor etwa 30 Jahren. Seit einigen Jahren arbeitet sie in einer geräumigen Werkstatt, gibt selbst Kurse und ist seit 2008 Gewerbebetrieb und Mitglied der HWK Düsseldorf.