Möbel findet man im Möbelhaus. Egal ob Tisch oder Stuhl – meist gleichen sich die Produkte wie ein Ei dem anderen. Oder man geht – wie Andrea Briechle – in den Wald. Die 37-Jährige fertigt in ihrem Atelier aus Stämmen, Ästen und Zweigen ebenso stabile wie bequeme Wildholzstühle. Von Samstag, 14., bis Montag, 16. Mai, bittet Andrea Briechle die Besucher des 41. Krefelder Flachsmarktes Platz zu nehmen. Neben ihren attraktiven Sitzmöbeln hat sie auf Burg Linn auch selbst geschnitzte Löffel dabei. Sie lässt Interessierte daran teilhaben, wie aus einem Stammstück über das Zurichten und Schnitzen am Ende ein Esswerkzeug wird.
Oft verwendet Andrea Briechle für ihre Sitzmöbel Hölzer, die beim Baumschnitt als Abfall anfallen. „So gesehen gibt es eigentlich keinen Abfall“, betont die Paderbornerin, die für nahezu jedes Stück Holz eine Verwendung findet. Sie bearbeitet das Naturprodukt meist frisch und macht sich dabei die Eigenschaften des Werkstoffs zunutze: Statt zu sägen, spaltet sie das Material, schafft Verbindungen, die aufgrund der guten Trocknungseigenschaften auch ohne Leim und Nägel halten. Oft dienen Astgabeln als natürliche gewachsene Verbindungen. „Ich arbeite nicht gegen, sondern mit dem Holz“, betont die Holzstuhlmacherin, die sich von der Form der gesammelten Hölzer inspirieren lässt. In ihren Stücken verbindet sich traditionelle Technik mit moderner und filigraner Ästhetik. Zudem ist die Fertigung ihrer sehr individuellen Möbel mit vorhandenem Material eine Frage der Nachhaltigkeit.
Nachhaltig geht es bei Andrea Briechle übrigens auch in der Küche zu – natürlich dank Holz: Quasi nebenbei schnitzt sie Löffel. Die sind zwar etwas aus der Mode gekommen, aber langlebig und äußerst praktisch. Was mal als „Fingerübung“ begann, ist heute Passion. „Ich arbeite meine Löffel lediglich mit Spaltmesser, Axt und Schnitzmesser aus einem Stammstück heraus und verziere sie dann auf Wunsch mit weiteren Schnitzereien wie beispielsweise Tierköpfen“, erläutert Andrea Briechle. Für die Herstellung greift sie vor allem auf Obsthölzer wie Kirsche, Pflaume, aber auch auf Birke oder Ahorn zurück.
Ihre Liebe zum Holz und zur Holzbearbeitung entdeckte Andrea Briechle schon in Kindertagen, als sie sich für die Kultur vergangener Epochen interessierte. Das schlug sich auch in der Wahl ihres Studienfachs nieder: Geschichte und Archäologie des Mittelalters.
Traditionelle Stuhlbautechniken mit grünem Holz und Wildholz hat sie sich im „Heimstudium“ selbst beigebracht.