Mal mehr, mal weniger im Trend ist zarte Spitze aus der Modewelt nicht wegzudenken. Das sieht auch Heike Becker so. Die gelernte Physiotherapeutin aus Plauen ist im wahrsten Wortsinn eine Spitzen-Frau. Seit einigen Jahren widmet sie sich der Herstellung von Margareten-Spitze, einer ganz besonderen „3D“-Variante der Spitze. Wie sie mit Hilfe einer speziellen Knüpftechnik Garn in modische Kunstwerke bzw. Dekoration verwandelt, präsentiert sie erstmals beim Flachsmarkt rund um Burg Linn.
Hier bekommen die Besucher neben Hüten und Taschen auch Wand- und Fensterschmuck aus robustem Baumwollgarn, Jute, Flachs oder Sisal zu sehen. Darüber hinaus beweist die 58-Jährige, dass die seltene Margareten-Spitze aus glänzendem Baumwollhäkelgarn auch als Schmuck für Ohr, Hals und Arm ein wahrer Hingucker ist. „Hier kombiniere ich gerne mit Ostseeglas, Holz oder Edelstahldraht“, erläutert Heike Becker. Gerne verwendet sie in ihren Arbeiten moderne Accessoires, Naturmaterialien und Perlen. In Verbindung mit attraktiven Garnen verleiht sie den Spitzen-Werken damit eine ganz besondere Optik. Kreativität und Phantasie zeichnen ihre Arbeiten aus.
Zur Fertigung von Margareten-Spitze hat sie eher zufällig gefunden: 2002 nahm Heike Becker erstmals an einem Kurs der Schaustickerei Plauen teil. Seitdem ist sie von der fast vergessenen Knüpftechnik fasziniert. Mittlerweile hat sich Heike Becker eine große Expertise erarbeitet, gibt selbst Kurse und hat sogar fünf Bücher zum Thema verfasst.
Im Zusammenhang mit Textilien bezeichnet der Begriff Spitze unterschiedliche dekorative Elemente, die nur aus Garn oder aus Garn und Stoff bestehen. Alle Formen von Spitze haben eines gemeinsam: durchbrochen sind, d. h. zwischen den Fäden werden Löcher unterschiedlicher Größe gebildet, so dass sich ein Muster ergibt.
Die Margaretenspitze ist eine über 100 Jahre alte Knüpftechnik, die nur den Rippenknoten verwendet. Margareten-Spitze kann in dreidimensionalen und sehr kreativen, ornamentalen Mustern geknüpft werden.
Die Technik geht zurück auf Margarete Naumann, die diese Spitzenform erstmals 1913 in Dresden vorstellte. Naumann lehrte an der Kunstschule Plauen. Nach ihrem Weggang geriet die Kunstform nahezu in Vergessenheit. Lotte Heinemann aus Peine hat dieses Juwel der Handarbeit im Vogtlandmuseum Plauen wiederentdeckt. Dort wurden Arbeiten von Naumanns Schülerinnen aufbewahrt, anhand derer Heinemann die Technik nachvollzogen, dokumentiert und wiederbelebt hat. Sie hat außerdem ein Buch über Leben und Werk Margarete Naumanns verfasst.