Bücher sind heute Gebrauchs- und Massenware. Meist billig produziert landen sie nach dem Lesen unbeachtet im Regal. Mittlerweile greifen viele sogar zur digitalen Ausgabe. Umblättern unmöglich. Das Buch als haptisches Erlebnis? Fehlanzeige! Der gebürtige Niederländer Martinus Janssen lenkt beim diesjährigen Krefelder Flachsmarkt den Blick zurück auf die handwerkliche Arbeit des Buchbinders. Der Künstler demonstriert von Samstag, 23., bis Montag, 25. Mai, wie kunstvoll Bücher zu Gutenbergs Zeiten hergestellt wurden.
Dazu bedient sich Janssen historischer Werkzeuge und Techniken. Vom Schöpfen und Pressen des Papiers bis zum Binden der einzelnen Blätter zeigt er, wie viele mühevolle Arbeitsschritte nötig waren, bis ein Buch in früheren Jahrhunderten verkauft und damit den Menschen wertvolles Wissen zugänglich gemacht wurde. Seine Handwerkskunst ist unter anderem im Deutschen Buchbindermuseum in Prüm zu bestaunen. Hier bietet der Wahl-Eifeler als Museumspädagoge spannende Kurse und Projekte rund ums Buch an.
Mit seiner historischen Buchbinderei ist Janssen zu Gast auf dem Flachsmarkt und lädt die Besucher ein, ihm beim Produktionsprozess über die Schulter zu schauen. Darüber hinaus widmet sich Martinus Janssen, der seine Ausbildung zum handwerklichen Buchbinder in Kassel absolviert hat und seit 2001 als freischaffender Künstler bei Prüm tätig ist, auch der künstlerischen Gestaltung des Einbandes. Zum Flachsmarkt bringt er eigens zwei Prägemaschinen mit, mit denen er ein „Cover“ zum Kunstwerk macht.
Eigentlich ist Martinus Janssen Lehrer von Beruf. Doch durch Krankheit fand er zu seiner Berufung: Er schulte zum historischen Buchbinder um. Durch Besuche von Mittelaltermärkten inspiriert begann er im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit dem Gutenberg Museum und dem Deutschen Buchbinder Museum Mainz zu erforschen, wie eine Buchbinder-Werkstatt aus der Zeit um 1600 ausgesehen hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mittlerweile hat sich Janssen fast eine komplette Historische Buchbinderwerkstatt eingerichtet.